Warum passiert es immer wieder, dass mehrere Männer sich spontan zu einer Tat hinreißen lassen, sich eine Frau schnappen, sie gemeinsam festhalten, sich ihrer bedienen, sie vergewaltigen und foltern?
So eine Tat ist für Außenstehende so schwer nachvollziehbar, dass man nur fassungslos mit dem Kopf schütteln kann, wenn man von solch einem Überall erfährt.
Wie schwer der Leidensweg einer vergewaltigten Frau sein muss, kann man sich unschwer vorstellen.
Eine solche Tat erlebt zu haben, kann kein Opfer verdauen und heilend verarbeiten.
Die Ausmaße einer Massenvergewaltigung sind durch das gegenseitige Aufpeitschen so enorm hoch, dass das Opfer während dem Geschehen nicht wissen kann, was es alles noch zu erdulden hat, da die
Täter es selbst nicht wissen.
Ein Täter alleine hat zumeist einen Plan, den er durchziehen will und dieser ist, so absurd es klingen mag, spürbar.
Trotz aller Angst, die ein Opfer zu erdulden hat, kann man einen Einzeltäter besser einordnen.
Das Opfer spürt allerdings auch, wenn der Mann vorhat, seine Tat mit einem Mord zu beenden.
Auch das ist spürbar und das Opfer wird versuchen, dem zu entgehen und den Täter anflehen, es laufen zu lassen.
Bei einer Massenvergewaltigung ist dies anders.
Die Männer bilden eine Gruppendynamik, die sie vorher zumeist auch nicht trainiert haben.
Und je nachdem wie dunkel die Charakterzüge der Täter sind, desto katastrophaler wird die Aktion ablaufen.
Somit dürfte jedem klar sein, dass es tatsächlich gravierende Unterschiede zu der Vergewaltigung von einer Person gibt.
Doch schauen wir uns das näher an.
Ein geplant agierender - und das ist er immer (und sei es bisher nur in seiner Fantasie) - Vergewaltiger, der seinem Opfer auflauert, ihm Angst macht, um sich dann an ihm zu befriedigen, hat den
Vorteil, dass ihm keiner zusieht, er ist ganz alleine für sich.
Keiner wertet ihn.
Er hat sich mit Sicherheit oft genug, während seiner Selbstbefriedigung, bevor er die Tat begangen hat, Überfalltaten inklusive erotischer Machtszenen in den schillerndsten Farben
vorgestellt.
Über die stetige Art der inneren Auseinandersetzung und des Schön-Redens hat er seine innere Hemmschwelle überwunden.
Eines Tages wird es ihm dann nicht mehr reichen, nur davon zu träumen.
Sein Wunsch, die Macht zu spüren, wird sein Verlangen deutlich in den Vordergrund rücken.
Mehr und immer öfter wird er sich langsam potentiellen Opfern nähern und sich an Frauen (Objekte seiner Begierde) herantrauen.
Bestimmt wird er die ersten Frauen nur aus der Ferne beobachten.
Dann wird er versuchen ihnen näher zu kommen - immerhin wird er für seinen Showdown trainieren wollen.
Eines Tages ist es soweit; er wird sein Ziel verfolgen und sich einer Frau nähern, die er sich als erstes Opfer auserkoren hat.
Sie muss ein starkes Opfer sein, sonst wird es ihm keinen Spaß machen ihr zu begegnen.
Er braucht ihre Angst.
Er muss ihre Panik spüren, um sich stark zu fühlen - das wird sein Leitmotiv sein, um das es sich dreht.
War der erste Übergriff erfolgreich, wird er mit ziemlicher Sicherheit weitergehen und sich neue Möglichkeiten suchen.
Er wird höchstwahrscheinlich seinen Erfolg feiern.
Er wird sich mit Sicherheit kurz nach der Tat besonders stark und bestätigt fühlen.
Doch auch sein schlechtes Gewissen wird ihn plagen, welches er erst einmal in sich bereinigen muss, bevor er einer neuen Frau auf seine abscheuliche Art und Weise begegnen kann.
So wird er seinen Weg weitergehen.
Vielleicht hört er eines Tages von alleine auf, vielleicht wird er gefasst - das ist noch ungewiss.
Bei einer Massenvergewaltigung ist es den Männern egal, dass andere dabei anwesend sind.
Es stört sie nicht.
Sie fühlen sich nicht alleine, sind sich in der Gemeinschaft nah.
Sie fühlen sich stark.
Keiner wird sich unwohl fühlen, wenn andere ihn dabei beobachten wie er sich der Frau bedient.
Im Gegenteil, durch die Gruppendynamik stacheln sich die Männer gegenseitig noch mehr an.
Sie gehen viel tiefer in folterähnliche Bereiche hinein, als sie es alleine tun würden.
Zumeist sind solche Taten auch nicht geplant, sondern entwickeln sich durch eine Situation die dann genutzt wird.
Da keiner der Männer alleine ist, ist die entstehende Gruppendynamik der Garant für ein gegenseitiges Aufheizen.
Man ist sich schnell einig, dass man richtig handelt und geht immer weiter über die Grenzen des Opfers hinaus.
Die einstigen Grenzen und die Würde des Menschen, der drangsaliert wird, wird nach kurzer Zeit nicht mehr spürbar sein.
Das Opfer hat keine andere Wahl als sich zu ergeben.
Typisch für eine Gruppendynamik ist die sich auch während der Tat entwickelnde Wut.
Nicht jeder ist mit seinem Tun, das er gerade vollzieht, einverstanden und wird wütend auf sich selbst sein.
Die meisten Menschen brauchen jedoch einen Schuldigen.
Diese Schuld wird dann gerne dem Opfer gegeben.
Somit entstehen in den meisten Fällen Aggressionen, die häufig gegen das Opfer gerichtet werden.
Viele Opfer werden während des Übergriffs regelrecht gefoltert.
Man steigert sich weiter in das Thema hinein und begibt sich in einen Rausch.
Jeder der Täter weiß genau, dass die Misshandlungen absolut falsch sind.
Innerlich will man sich selbst dafür bestrafen, aber man wählt das Opfer, denn irgendjemand muss den Schuldschuh ja tragen.
Man ist sich dessen wohl nicht bewusst, aber die Gefahr die Situation zu neutralisieren und das Opfer zu töten, ist in dieser Phase relativ groß.
Wenn dann auch noch Alkoholgenuss eine große Rolle spielt, dann kann ein solcher Übergriff Ausmaße annehmen, die wir hier jetzt nicht näher erläutern wollen.
Somit dürfte jedem klar sein, dass eine Gruppendynamik in der Regel viel gefährlicher ist als eine Einzelvergewaltigung, da der Einzeltäter zumeist vorher schon weiß was er vor hat.
Man kann schwer sagen was für ein Opfer einfacher zu verarbeiten ist.
Ich weiß auch gar nicht, ob man den Grad der Schwere tatsächlich so einfach in den Raum stellen kann.
Beide Erlebnisse sind so unermesslich schwer zu ertragen, dass den Opfern zumeist kaum mehr Lebensfreude bleibt.
Und die Opfer - wie werden sie als Opfer entdeckt und auserkoren?
Sind sie tatsächlich so frivol, wie die Gesellschaft dies gerne behauptet oder ist es nur die Angst, dass es jeden treffen könnte, da man davon nicht gefreit ist?
Was hat den Täter aufgefordert sich dieser Frau zu nähern?
Es ist ihre Geste, ihre Persönlichkeit, die ihn angesprochen hat sie zu nehmen.
Sie trägt keine Schuld.
Nein, auf keinen Fall.
Aber sie wird stark sein.
Ein Täter fühlt sich durch starke Frauen animiert, ihnen näher zu kommen und sie bei Gelegenheit willenlos zu machen, um sich ihrer zu bedienen.
Ein Opfer, welches zu schwach ist, ist für einen Täter uninteressant, es bricht zu schnell zusammen.
Er braucht einen entsprechenden Gegenspieler und wird sich somit eine starke Person als Resonanzhalter suchen.
Man kann als Frau immer nur auf sich selbst Acht geben.
Wenn man das Gefühl haben sollte, dass man beobachtet wird, dann sollte man seine wertvolle Intuition nicht verdrängen und so tun, als wäre alles in Ordnung.
In so einem Fall muss man dafür sorgen, dass man unter Leuten kommt, denn dann ist man wahrscheinlich sicherer - dort finden weniger Zugriffe statt.
Allen Männern, die solche Fantasien in sich tragen, kann ich nur raten gezielt selbstkritisch auf sich zu achten.
Sollte man anfangen Frauen als Lustobjekt zu betrachten, sie gierig zu beobachten, um sich ihnen zu nähern, dann sollte man sich solche Fantasien direkt aus dem Kopf schlagen.
Sollten Vergewaltigungsfantasien nicht enden wollen, dann muss man sich dringend einem Psychologen anvertrauen, damit wieder Ruhe in das eigene System einkehren kann.
Sollte ein plötzlicher Zugriff in einer Gruppendynamik stattfinden, dann muss man einen klaren Kopf bewahren, denn man muss dem Opfer helfen.
Tatenlos dabeistehen und nicht mitzumachen, ist auch eine Straftat.
Die sogenanten Kumpel, die so etwas machen, können keine Freunde sein.
Keiner dieser Herren kann einen ehrenvollen und positiven Charakter haben, wenn er vorhat, sich eine Frau mit Gewalt zu nehmen.
Allen Opfern kann ich nur therapeutische Hilfe ans Herz legen.
Man kann ein solches Erlebnis nicht alleine bewältigen, dafür braucht man professionelle Hilfe!
Die Autorin Sabine Guhr-Biermann
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