Gewaltvolle Fantasiebilder

Was tun wir, wenn wir gewaltvolle, sexualisierte Bilder in uns wahrnehmen, die uns sexuell zum Höhepunkt bringen?
Ist es verwerflich so zu denken? Ist es gefährlich?
Woher kommen solche Gedanken und was können wir tun, um uns nicht im Sumpf der Ekstase zu verlieren?

Müssen wir uns dafür schämen, wenn wir uns in unserer Fantasie vorstellen, dass wir, leicht bekleidet und gefesselt auf einer Art Pritsche liegen und sich ein fremder Mann unseres Körpers bedient?

Müssen wir uns über uns selbst wundern, wenn wir uns vorstellen, dass er mit einem Messer unsere Oberbekleidung zerschneidet und mit der Klinge an unserem Körper entlangfährt?

Ist es schmutzig zu denken, dass wir das kalte Metall auf unserer Haut zu spüren bekommen, indem er sie angeritzt, ohne dass wir bluten?

Müssen wir uns über unsere psychische Verfassung Gedanken machen, wenn wir das Spiel weiter vorantreiben und uns wünschen, dass der fremde Mann unsere Kleidungsstücke zerschneidet, damit wir nackt und hilflos vor ihm liegen und er genussvoll in uns eindringen kann?

Müssen wir Angst davor haben, dass uns dieses wahrhaftig passieren könnte?

Was steckt hinter solch einer Fantasie, die sich kaum ein „gesunder“ Menschenverstand bewusst kreieren würde?

Gewaltfantasien sind viel häufiger anzutreffen, als wir uns dies vorstellen mögen.
Die wenigsten sprechen jedoch über ihr fantasievolles, bildhaftes Kopfkino.

Sie erzählen nicht, was sie zum Höhepunkt treibt, noch nicht einmal mit dem Lebenspartner, da die Scham oftmals zu groß ist.
Viele denken, dass dies keiner wissen sollte, da man so nicht denken dürfe.

So manch einer fragt sich: Was würde mein Partner denken, wenn ich ihm meine Fantasievorstellungen offenbaren würde?
Alleine das Gefühl, sich nicht bloß stellen zu wollen, überschattet den Wunsch nach Klarheit und Transparenz.
So bleiben viele oftmals mit ihrer Vorstellung alleine und fühlen sich im Nachhinein unwohl, da sie denken, etwas zu tun, was so nicht sein dürfe…
Sie haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich über gewaltvolle, ausgelieferte Bilder selbst befriedigt haben.

Stimmt das denn?

Darf es nicht sein, dass wir so denken?

Doch es darf sein.

Wir dürfen so sein, wie wir sind.

Nur wir selbst sind der eigene Kritiker unseres Lebens.
Jedoch können wir jederzeit und immer unsere eingehende und wertende Haltung ändern, wenn wir endlich wahrhaftig zu uns selbst stehen würden.

Somit liegt es alleine an uns selbst, was wir aus unserem Leben machen.

Die Frage stellt sich dann jedoch immer noch: Woher kommen solche Fantasien?

Zumeist sind sie geprägt aus unserer Kindheit.
Wir haben das Gefühl, dass sich Energien in uns stauen, da wir uns nicht erlauben, wir selbst zu sein.
Wir fühlen uns angepasst und das nervt uns.
Wir fühlen uns dem Leben ausgeliefert.
Wir sind sauer auf uns selbst, mögen die Position nicht, die wir eingenommen haben und die wir alltäglich bedienen.

Doch in unserer Fantasie, da können wir wir selbst sein und auch unsere Schwäche zugeben und bildlich umwandeln.
Wir fühlen uns in dem Moment, wenn wir uns solche Szenen vorstellen, wahrhaftig und das wiederum törnt uns an.
Wir geben uns das, wonach wir uns sehnen.
Ein anderer übernimmt die Führung.

Wir tragen keinerlei Verantwortung.

Wir sind ausgeliefert und wollen es genauso erleben.

Vielleicht hatten wir in der Kindheit keine Eltern, die die Führung übernommen haben.
Vielleicht mussten wir viel zu früh erwachsen werden, so dass wir uns danach sehnen, uns endlich mal fallen lassen zu können.

Dies alles wären Erklärungen, die so manche zum Nachdenken anregen werden.

Doch wenn wir das Thema noch philosophischer durchleuchten wollen, dann stoßen wir auch auf eine These, die einen Heilungsanspruch beinhaltet.

Sollten wir beispielsweise in früheren Leben Fesselung kombiniert mit Vergewaltigung erlebt haben, also das absolute Ausgeliefertsein in Verbindung mit extremen körperlichen Schmerzen, dann kann es sein, dass wir über das innere Spiel der eigenen Regieführung gewaltvolle Szenen aus der Vergangenheit auszuheilen versuchen.

Dies ist ein Aspekt, den man nicht außer Acht lassen sollte.
Auch wenn man nicht an frühere Leben glaubt, so macht es doch Sinn, dass sich hinter der Fantasie auch sehr viel Wahrheit verbergen wird.

Übrigens, es noch wichtig zu wissen, dass unsere Fantasiebilder unter keinen Umständen real ausgelebt werden müssen.

Oftmals reicht die Fantasie vollkommen aus, um Heilung und Erweiterung zu erlangen.

Ein reales Erleben könnte viel mehr zerstören als Heilung mit sich bringen.

Einer solchen Gefahr sollte man sich nicht aussetzen.
Es ist immer wichtig abzuwägen, was wirklich sinnvoll ist, bevor man sich auf wahrhaftige Spielfelder begibt.  

 

Die Autorin Sabine Guhr-Biermann

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